Mittwoch, 18. September 2013

Unter Strom

„Na, ihr drei“, sage ich, als ich nach Hause komme, meinen Rucksack neben das Fahrrad stelle und ihren Käfig öffne, „wir haben Post. Wollt ihr wissen, was d’rin steht?“ „Ja“, antworten alle drei im Chor. Ich öffne also den Brief von Vattenfall, vier Paar Augen huschen die Zeilen entlang, woraufhin Ratz die seinigen genervt verdreht und sogleich in die Küche verschwindet, wo er sich der Nahrungssuche widmet, und Rabatz mich flehentlich anschaut: „Bitte nicht ausrasten, ja?“ Fatz zieht sich - irgendetwas Unverständliches grummelnd - in den Käfig zurück, den er auffallend gern für sich allein hat. Ich setze mich leise stöhnend an den Schreibtisch, fahre den PC hoch, greife nach meinem Behördenkram-Ordner, studiere die Stromanbieter-Vertragsunterlagen und beginne zu tippen. „Was schreibst denn du?“, erkundigt sich Rabatz, nachdem er neben den Laptop auf die Tischplatte gesprungen ist. „Stör mich jetzt nicht! Lies selber!“, antworte ich (ein wenig) unfreundlich. Und er liest:
Konten xxxxxxxxx850 bzw. xxxxxxxxx398
 Sehr geehrte Damen und Herren,
Ihr Schreiben vom 15.09.2013, in welchem Sie mir als Vertragsende den 11.09.2013 mitteilen und mich auffordern, ggf. meine neue Anschrift mitzuteilen, damit Sie mir die Schlussrechnung zuschicken können, löst bei mir Verwunderung aus, denn
1. habe ich Ihr Schreiben per Post erhalten, also ist Ihnen meine unveränderte Anschrift bekannt,
2. endete der Vertrag zwischen Ihnen und mir am 31.05.2013 und seit dem 01.06.2013 werde ich von Stromio.de mit Strom beliefert,
3. haben Sie mir die Schlussrechnung am 05.06.2013 bereits geschickt, zu begleichen hatte ich nichts, weil ein Guthaben bestand, von dessen Auszahlung ich jedoch wegen Geringfügigkeit absehe, und
4. stimmt die von Ihnen im o.g. Schreiben angegebene Vertragskontonummer nicht mit der in den Vertragsunterlagen sowie der Schlussrechnung verwendeten überein.
Ich gehe davon aus, dass Ihrer Aufforderung an mich, Ihnen meine Adresse mitzuteilen, ein Irrtum zugrunde liegt.
 Mit freundlichen Grüßen
 Miriam Hartz
„Sehr gut“, lobt mich Rabatz, „du bist nicht ausgerastet! Das machst du wirklich gut!“ Und bevor er sich zu Ratz in die Küche begibt, zwackt er mich noch freundschaftlich in den Unterarm.

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