Sonntag, 8. September 2013

Wahlwerbung

„Na, ihr drei“, frage ich, als ich nach Hause komme, meinen Rucksack neben das Fahrrad stelle und ihren Käfig öffne, „wollt ihr wissen, was ich heute gesehen habe?“ „Ja“, antworten alle drei im Chor. „Wahlwerbung von REWE.“ „Was ist denn das für eine Partei?“, fragt Rabatz. „Das ist eine Einzelhandelskette“, sage ich. „Die Werbung von denen hatten wir auch schon mal geschreddert im Käfig“, knurrt Fatz missmutig. „Und jetzt treten die zur Bundestagswahl an? Was versprechen die denn?“, wendet sich Rabatz neugierig an mich. „Dosenerbsen der Marke JA auf dem einen Plakat, Tomatenketchup der Marke JA auf dem anderen und niedrige Preise auf beiden.“ „Das ist doch keine Wahlwerbung, das ist langweilige Werbung für Produkte“, nörgelt Fatz genervt. „Fast“, gestehe ich, „aber sie bedient sich der Wahlkampfrhetorik und des Wahlplakatlayouts. Über dem Bild vom Produkt verspricht sie Sparpolitik, unter dem Bild fordert sie neben einem angekreuzten Kästchen: JA wählen!“ Ratz, der ein Stückchen Käse hinunterkauend unter meinem Bett hervorkommt, mischt sich ins Gespräch: „In gewisser Weise ist es dann doch Wahlwerbung. Bestimmt sind SPD und LINKE die Sponsoren. Die einen versprechen mit 8,5 bzw. 10 € pro Stunde Mindestlöhne, mit denen man mindestens nicht stirbt, und die anderen die Preise der Minderwertigkeit.“ Ich beschließe im Stillen, zukünftig mehr Sägespäne und weniger Zeitung in den Käfig zu geben, Fatz und Rabatz verdrehen die Augen. „Ratz, unser Philosoph! Na, wenigstens hungerst du nicht! Wo hattest du eigentlich den Käse her?“ Schweigen seitens des Angesprochenen. „Und außerdem“, fügt Fatz noch hinzu, „sind die Schwarzen wohl kaum besser.“ „Das sind sie definitiv nicht, aber sie versprechen wenigstens keine Besserungen und ersparen den Getäuschten die Enttäuschung“, komme ich Ratz zuvor. „Was ist mit den Grünen?“, fragt Rabatz. „Die sind auch nicht ehrlich, aber inzwischen wählbar“, sage ich. „Deshalb tragen ja jetzt die Piraten mit zur Undurchschaubarkeit bei.“ „Hm. Die Piraten. Sind das die Braunen?“ „Oh, nein!“, schreien Ratz, Fatz und ich entsetzt und wie aus einem Munde. „Die Braunen haben verschiedene Namen und sind alle miteinander indiskutabel, das heißt... diskutieren sollten wir über die schon, sie allerdings nicht wählen.“ Ratz wird nachdenklich. „Aber irgendwie piratig sind die doch“, spricht er seine Gedanken aus. „Sie kapern die Unzufriedenen und ziehen sie auf ihre Seite...“

Ergänzender Kommentar: Dass die gelben Hotel-Lobbyisten im Gespräch nicht vorkommen, ist bestimmt kein Zufall.

2 Kommentare:

  1. Die Grünen sind nicht wählbar, sagt Dumbina. Dumbina ist altersweise.
    Warum den nicht, frage ich.
    Die sind eine Kriegspartei, sagt Dumbina und fragt nach: Reicht dir das?
    Ja, sage ich, aber wenn du noch mehr gegen die hast, sprich's aus.
    Na, zum Beispiel, sagt Dumbina, wollen die Grünen die Energiesanierungen von den Mietpreisbindungen ausnehmen - und voll auf die Mieter umwälzen. Und das würde für meine Freunde Ratz, Fatz und Rabatz vielleicht böse enden. Denn eine energetische Sanierung ihres Hauses würde auf die Miete umgeschlagen eine Horrormiete verursachen und dann müssten sie umziehen. Und das Geld für Käse wäre knapper. Willst du das?
    Nein, sage ich. Aber ich wähle ja sowieso nicht die Grünen.
    Mein Herz schlägt auch links, sagt Dumbina, denn sie ist altersweise.

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  2. http://null-acht-sechzehn.blogspot.de/2013/09/bundestagswahl.html

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