Samstag, 26. Oktober 2013

Bewegungsunfähig satt

„Na, ihr zwei“, frage ich, als ich nach Hause komme, meinen Rucksack neben das Fahrrad stelle und ihren Käfig öffnen will, „wollt…“ Weiter komme ich vor Verblüffung erst einmal nicht, denn ich sehe Rabatz alle Viere von sich gestreckt auf dem Küchentisch neben einer von Rattenzähnen sorgfältig aufgenagten Schokoladenschachtel liegen, deren ehemaliger Inhalt fast vollständig vertilgt ist. Er macht einen sehr satten, aber irgendwie bauchschmerzigen Eindruck auf mich. Als ich meine Sprache wiederfinde, erkundige ich mich: „Wie bist du aus dem Käfig gelangt?“ „Du hattest vergessen, ihn zu schließen“, versucht er, mir glaubhaft zu machen. Ich glaube ihm jedoch nicht, sondern gehe zum Käfig, aus dessen geöffneter Tür Ratz schaut und den Kopf schüttelt. „Ratz“, forsche ich nach, „habe ich vergessen, den Käfig zu schließen?“ Ratz schüttelt weiterhin den Kopf. Ich prüfe den Verschluss, biege den Verschluss-Nippel weiter nach unten, hole Rabatz, der viel zu vollgefressen ist, um mir wegzulaufen, und stecke ihn mit den unpädagogischsten aller unpädagogischen Worte „Das hast du nun davon!“ in den Käfig zurück, bevor ich den schließe und darauf achte, dass der Verschluss fest einrastet. „Du erinnerst mich an das Opossum, das in eine Bäckerei eingebrochen ist“, sage ich mit kaum verhohlener Schadenfreude, mache mich aber dennoch sogleich daran, Kamillentee zu kochen. Man kann das arme Tier schließlich nicht derart darben lassen!

Sattes diebisches Opossum
Bildquelle: Facebook

„Opossum“, stöhnt Rabatz leise, „ich bin doch kein Opossum.“ „Nein“, schimpfe ich, „du bist ein Dieb!“ Rabatz drückt seinen Kopf mit dem Mäulchen bzw. Schnäuzchen gegen den Käfigboden, legt die Vorderpfötchen auf seine Ohren, schließt die Äuglein und will vorübergehend nichts mehr von mir wissen.

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