Freitag, 4. April 2014

Handwerker im Keller ersparen den Wecker

"Was ist denn jetzt los?", entfährt es mir, als ich um 07:45 Uhr davon aufwache, dass es in der gegenüberliegenden Zimmerecke zwischen Schrank und Außenwand zu poltern und unter diversen alten Farbschichten und Tapetenresten meines Vormieters, die dort noch kleben, zu knistern beginnt. "Was machen die verdammten Biester?!" So schnell, wie meine ramponierten Knochen und abgenutzten Gelenke es zulassen, springe ich aus dem Bett und schaue zum Käfig. Er ist verschlossen. Aus dem Käfig gucken 5 Ratten zu mir, dann zu der Ecke, in der es rumort, wieder zu mir, dann zur Zimmerecke... "Mit den Biestern meinst du nicht etwa uns?!", droht Ratz halb beleidigt fragend, halb anklagend. Es dauert noch einen Moment, bis ich endgültig wach bin, dann erwidere ich: "Nein, ich vermute, ich meine damit die Handwerker im Keller." Ich gehe zur Lärmquelle und sehe, dass das Rohr, das dort im Fußboden steckt und ca. 10 cm überm Fußboden rechtwinklig abgeknickt, aber nirgends angeschlossen ist, sondern nach weiteren 10 cm einfach endet, von dem ich noch nie wusste, wozu es eigentlich dient, sich dreht und mit dem abgewinkelten Ende abwechselnd gegen den Schrank und die Wand schlägt. Ich begebe mich also in den Keller - wie gut, dass ich in Leggings und Sweatshirt zu schlafen pflege, und nicht in herkömmlicher Schlafkleidung - und erkläre den Handwerkern, die dort am Rohr rütteln, um es herauszuziehen, dass sie bitte von meinem Zimmer aus und in die andere Richtung weiterziehen mögen, das sei erfolgversprechender, denn das Rohr habe oberhalb der Kellerdecke, die von der Rückseite mein Fußboden ist, einen Knick. Die Handwerker glauben mir zunächst nicht. "Soll ich ein Beweisphoto anfertigen und Ihnen bringen?", erkundige ich mich. Sie verneinen und einer der beiden folgt mir. Mürrisch zieht er das Rohr aus dem Boden und brüllt zu seinem Kollegen hinunter: "Bring ma Sprühschaum!" Der Kollege kommt mit dem Gewünschten. Beide bleiben vor dem Käfig stehen und glotzen hinein. 5 Ratten glotzen zurück. Kopfschüttelnd geht einer der Handwerker den Sprühschaum in das Loch im Fußboden sprühen, wo vorher das Rohr war, während der andere mich fragt: "Dit sind aber keene Ratten, oder?" "Doch", sage ich und füge, da er sehr entsetzt schaut, hinzu: "Nachkommen von gezüchteten Laborratten. Die sind nicht giftig, beißen nicht und übertragen keine Krankheiten." "Und imma wenn die Kinda machen, müssen se die och wieda züchten?" "Nein", erkläre ich, "die Kinder erben das Gezüchtete von ihren Eltern. Aber die 5 hier machen untereinander keine Kinder, denn sie sind alle Männer." "Ach, da sind die wohl schwul, wa?!", ruft er aus und den 5 Tieren stehen vor Entsetzen die Mäulchen bzw. Schnäuzchen offen. Ich ringe mir ein Lächeln ab und bin froh, dass sein Kollege inzwischen mit dem Verschließen des Loches fertig ist und man sich höflich, aber bestimmt verabschieden kann. Als die Wohnungstür geschlossen ist, findet Ratz als erster seine Sprache wieder. "Du hast Recht", murmelt er. "Die Handwerker sind Biester." Wir lachen zu sechst ein befreiendes Lachen, bis mein Wecker klingelt, den ich ausdrücke mit den Worten: "Dich braucht heute keiner mehr. Aber ich brauche jetzt Kaffee." "Und wir?", piepsen 5 Ratten. "Ihr braucht Käse", lege ich fest und öffne den Käfig, damit sie mir in die Küche folgen können.

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