Freitag, 12. Dezember 2014

Das wilde, abenteuerliche Leben

"Hey, sag mal, warum beißt du mich?", frage ich vorwurfsvoll Dachs, der übermütig zwischen meinen Füßen hin- und herspringt und an meinen Beinen hoch und runter klettert, nachdem er zuvor im Papierkorb herumgetollt, gut 1/3 dessen Inhalts herausgeschmissen und mich dann in den Zeh gebissen hat. Er nimmt meine Frage deutlich wörtlicher, als ich sie gemeint habe, indem er sie beantwortet: "Wenn das wilde, abenteuerliche Leben vorbeikommt, soll man es mit beiden Pfoten packen, ganz fest an sich drücken und beißen." "Hä?", rufe ich aus. "Ich bin ja wohl kaum wildes, abenteuerliches Leben! Und außerdem... Wie kommst du darauf, dass man abenteuerliche Wildnis packen, drücken und beißen soll?" Dachs reagiert mit einer Gegenfrage: "Warst du in Amerika?" "Hm... ähm... nun... ja", gebe ich zögerlich Auskunft, da mir nicht sogleich klar ist, worauf er hinaus will. "Also bist du eine wilde Abenteurerin", kontert er. "Okay, insofern hast du natürlich recht", stimme ich ihm - nunmehr verstehend - grinsend zu, lasse aber nicht locker und erkundige mich, was es mit dem Packen, Drücken und Beißen auf sich hat. Er hüpft daraufhin erneut in den Papierkorb, zerrt einen Zeitungsausschnitt heraus, wirft ihn mir hin und seufzt: "Das mit dem Packen und Drücken klappt nicht so recht; meine Arme, äh, Vorderbeine sind zu kurz."


Erheitert lese ich, nehme Dachs dann auf den Arm, streichle ihn und erkläre: "Ich glaube, du übertreibst es ein wenig." Ich gebe ihm einen Kuss auf die Nase und setze ihn zu den anderen in den Käfig mit den Worten: "Schau mal, wie tiefenentspannt deine beiden Brüder Max und Moritz sowie dein Vater Rabatz gerade schlafen bzw. dösen."

Max
Moritz und Rabatz

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